Halloween

Halloween

Entwickelt hat sich unser Halloween-Fest aus dem alten keltischen Fest Samhain, einem der vier Feste, die die Jahreszeiten einläuten. Samhain läutet die dunkle Jahreszeit ein, weshalb angenommen wurde, dass sich an diesem Tage die Tore zur Anderswelt, dem Schattenreich, öffnen und die Seelen der Toten den Zugang zu uns finden würden. Es wurde am Abend, ähnlich wie am Día de los Muertos, Plätze für die Verstorbenen am Tisch frei gehalten, die ihre Familien besuchten.

Aber auch andere Wesen, wie Geister und Feen, konnten durch die geöffneten Tore unsere Welt betreten: Diese Wesen mussten dem Glaube nach besänftigt werden, damit kein Mensch und Tier durch ihre Boshaftigkeit Schaden nahm. Es wurden Speisen und Getränke vor die Türen gestellt in der Hoffnung, dass das die bösen Wesen von den Menschen fern hält.

Die Bevölkerung traf sich verkleidet auf den Hügeln der Umgebung, um sogenannte Bonfire zu veranstalten. In diesen wurden die Knochen des Schlachtviehs verbrannt, daher auch der Name Bonfire. Das Licht dieser Feuer sollte die bösen Wesen von der Bevölkerung fernhalten und die Kostüme die Geister verwirren. Auch Wahrsagerei war ein an diesem Tag praktiziertes Ritual.

Zusätzlich wurden an diesem Tag dem Totengott Cenn Crúach („Blutiger Kopf“) Blutopfer dargebracht, Erstgeborene des Schlachtviehs, ja sogar Menschen wurden im geopfert, um ihm Verehrung zu zeigen. Manche Kelten zerschlugen sich ihre Köpfe auf Steinen, um Cenn Crúach ihre Hingabe zu beweisen.

Zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert entwickelte sich dann daraus Halloween. Die christliche Kirche begann mit der Missionarisierung in Irland, der Heimat der Kelten. Sie rotteten alle heidnischen Bräuche aus, übernahmen sie aber in veränderter Form, um keinen Unmut in der Bevölkerung hervorzurufen.

Aus Samhain wurde All Hallows Eve (Hallow: Heiligen, Eve: Abend), der Abend vor Allerheiligen. Die Kelten wehrten sich gegen den aufgezwungenen Christlichen Glauben. Sie verehrten an diesem Abend schon bald nicht mehr die verstorbenen Heiligen der Christen, sondern Jack O´Lantern, einen gänzlich unheiligen Trunkenbold. Zu der Geschichte dieses Spaßvogels kannst du hier mehr erfahren.

Irische Auswanderer brachten ihre Halloween Bräuche nach Amerika. Dort entwickelten sie sich immer weiter und waren nun nicht mehr ein religiöses Fest der Kelten, sondern viel mehr eine Kostümparty mit vielen Süßigkeiten. Das neotraditionelle „Trick or Treat“ verbreitete sich weltweit. Heutzutage gehen kleine Kinder gruselig verkleidet um die Häuser, um dort Süßes zu fordern.

Genug gelernt, du musst los! Jemand hat dich zu einer Halloween Party eingeladen. Jetzt hattest du nur leider keine Zeit dir ein gruseliges Kostüm auszusuchen, aber braucht man das überhaupt? Ziehen sich alle immer nur Kostüme an und ziehen so durch die Straßen? Du beschließt einfach ohne ein Kostüm loszugehen, dich wird schon keiner vertreiben, eigentlich hast du auch gar keine so große Lust auf viel Party, aber vielleicht wird es ja trotzdem ganz cool und interessant.

Du kommst am Ort der Feier an. Beim Eintreten erblickst du ein großes Lagerfeuer in der Mitte des Raumes. Es soll die bösen Geister abschrecken. Um das Bonfire herum tanzen einige als Geister maskierte Menschen, die irgendwie keltisch aussehen. Du bist doch wohl nicht in der Vergangenheit gelandet, oder? Sie halten Kürbisse und Rüben in der Hand, in die schaurige Gesichter eingeschnitzt sind und die ebenfalls mit Feuer erleuchtet sind.

Innerhalb des Kreises aus tanzenden Leuten, stehen ein paar Menschen, die Nüsse in das Feuer werfen. Du erfährst von anderen im Raum, dass auf den Nüssen Namen von möglichen Ehepartnern stehen und je nachdem, welche Nuss am hellsten brennt und im Feuer aufspringt, diese Person dann die richtige ist. Ein Paar ist auch dabei und wirft ebenfalls Nüsse ins Feuer. Je nachdem, wie diese Nüsse im Feuer verbrennen – ob langsam und allmählich oder schnell und explosiv – soll dies, die Zukunft des Paares bestimmen.

Plötzlich klingelt es an der Tür. Du öffnest und es stehen dir eine Gruppe von verkleideten Kindern mit Rübenlaternen gegenüber. Sie singen Hop-Tu-Naa-Lieder und fordern kleine Gaben. Schnell kommt jemand und verteilt Kartoffeln, Pastinaken und Fisch.

Du hast genug gesehen und gehst in den nächsten Raum. Hier passiert erstmal nicht viel. Die meisten amerikanisch-aussehenden Leute schreiben Grußkarten an Freunde und Verwandte. Viele sind als Hexen verkleidet, das scheint ziemlich beliebt zu sein. In einer Ecke steht sogenanntes Hell House, ein Haus, mit dem die christliche Kirche versucht, Kindern und Jugendlichen die Hölle zu verdeutlichen. In einer anderen Ecke haben sich einige zusammengesetzt, um sich gruselige Geschichten zu erzählen.

Im nächsten und letzten Raum siehst du am Ende einen Altar stehen, auf dem diverse Ansammlungen an Süßigkeiten, anderen Speisen, Fotos und alten Gegenständen liegen. Gerade erzählt ein mexikanischer Junge seinen Freunden, dass seine Oma vor ein paar Jahren verstorben ist und sie die Dinge auf dem Altar am liebsten hatte. Er erklärt weiter, dass die Seele seiner Oma sie gleich besuchen kommen würde und er deswegen das Essen, Wasser und einen kleinen Schlafplatz für sie bereitgestellt hat, damit sie sich nach der langen Reise erst einmal ausruhen kann.

An deiner Seite des Raumes sind viele Speisen und Getränke für die Toten sowie die Lebenden bereitgestellt. Am häufigsten siehst du süße Brötchen und bunt verzierte Schädel aus Zucker oder auch Schokolade mit Namen von Verstorbenen in die Stirn geschnitzt. Viele kleine verkleidete Kinder laufen umher und fragen im Vorbeigehen nach Süßigkeiten. Die Erwachsenen sitzen beieinander und trinken alkoholische Getränke, die Verstorbene ihrer Familie besonders gerne getrunken haben. Einige sind auch damit beschäftigt sich kleine Gedichte über Tote ihres früheren Umfeldes auszudenken.

Mittlerweile ist es schon ziemlich spät geworden und du beschließt wieder nach Hause zu gehen. Auf deinem Weg hinaus kommst du noch einmal durch den ersten Raum. Das Feuer in der Mitte ist mittlerweile erloschen, der Raum ist aber noch genauso voll, wie zuvor. Jetzt hocken alle um die verbliebene Asche herum und du hörst, wie sie diskutieren, was ein Fußabdruck, den manche im schwarzen Gebrösel erkennen, bedeuten sollen. Die einen behaupten, dass der Fußabdruck zur Haustür zeigt und jemand in diesem Haus im nächsten Jahr sterben wird. Dies sorgt für große Unruhe. Andere behaupten aber, dass der Fußabdruck eigentlich ins Hausinnere zeigt, und, dass das bedeuten würde, dass bald ein Kind das Licht der Welt erblicken wird.

Auf deinem Weg zurück gehst du gedanklich nocheinmal alle Ereignisse des heutigen Tages durch, ganz schön viel Input für dein Gehirn. „Puh, und so einen Aufstand wegen eines Häufchens Asche machen? Bestimmt ist einfach nur jemand aus Versehen im Dunkeln durch die Feuerstelle gelaufen“, denkst du dir uns schläfst gemütlich in deinem Bett ein…

Clara, Leonard

Bild: Privat