Halloween, der wievielte?

Halloween, der wievielte?

Wir schreiben das Jahr 1978: Der junge, aufstrebende Regisseur John Carpenter hatte 325,000 Dollar zusammengekratzt und machte sich auf, einen unglaublichen Filmerfolg zu schaffen: Halloween. Der Film sollte später 47 Millionen Dollar einspielen und hat bis heute auf 13 Nachfolger geschafft. Eine Leistung, weil der Hauptdarsteller im Film, Mike Myers, eigentlich permanent sehr gründlich und ausführlich am Ende jedes Films umgebracht wird.

Der Film besticht (Wortspiel, s.u.!) durch…. eigentlich fast nichts. Mike Myers, ein junger, kräftiger Mann, hat Schwierigkeiten, seine negativen Emotionen in Worten auszudrücken und ersticht (s.o.) so ziemlich jeden, der bei „drei“ nicht auf dem Baum ist. Und dann auch noch die Leute auf den Bäumen. Und die Leute, die den Leuten auf den Bäumen auf die Bäume geholfen haben, und die Katzen, die eh schon auf den Bäumen saßen, die Bäume selbst, den Drehbuchautor, seine Tante, die Nachbarin der Tante des Drehbuchautoren, deren Hund inklusive Kuscheldecke (ich übertreibe jetzt vielleicht etwas)… Und das nicht nur im Original von 1978, sondern in jedem Film der Reihe. Wirklich. In jedem.

Möglicherweise kommt nun der Verdacht auf, dass die Stärke dieser Filme nicht im Einfallsreichtum der Handlung besteht, oder in der feinen psychiologischen Darstellung der Konflikte der Figuren. Übrigens lange Zeit auch nicht in der tricktechnischen Brillianz: Klassisch trägt Mike Myers immer eine grau angestrichene Gummimaske von William Shatner (in der Rolle von Commander Kirk, dem ersten Kommandant des Raumschiffs Enterprise), und einen blauen Arbeitsanzug.

Du hast die Haare schön: Die Maske von Mike Myers

Nun ja. wer nun meint, dass sich das Ganze eigentlich nach ein paar Wiederholungen erledigt haben müsste, hat die Rechnung ohne den Regisseur Sean S Cunningham gemacht, der 1980 einen Film drehte, der ebenfalls eine schier endlose Reihe von Wiederholungen hervorbrachte: Freitag, der 13. Bisher zwölf Wiedergeburten rund um den wahnsinnigen Mörder Jason Voorhees, der vermutlich wegen der Schreibung seines Nachnamens zusätzlich traumatisiert ist, und der ebenfalls mehrfach stirbt, überlebt, mit seiner bösen Seele seine Familie belästigt (dann beginnen die, Leute umzubringen, Überraschung). (Also eigentlich beginnt ja auch seine Mutter damit, Leute umzubringen, das scheint in der Familie zu liegen), und generell führt er sich nicht wirklich freundlich auf.

Natürlich sind alle Parallelen zwischen diesen beiden Filmreihen von mir absolut konstruiert, an den Haaren herbeigezogen und erfunden, weil die beiden NICHTS miteinander zu tun haben. Jason trägt schließlich keine lächerliche Gummimaske, sondern eine Torwart-Maske aus dem Eiskockey. Etwas komplett anderes!

Eigentlich sehr unhandlich: Die Machete

Ich werde hier nicht auf die ferneren Ableger dieser Filme genauer eingehen. Das Genre hat sich in den folgenden Jahren als sehr produktiv erwiesen, erwähnt werden könnte hier Scream 1-134 (gefühlt), das Kettensägenmassaker der Zombies am Schleimpfuhl (ok, den gibt es nicht wirklich, aber beinahe), oder die endlosen Wiederholungen von Rosamunde-Pilcher-Filmen am Sonntag Abend, bei denen man sich manchmal einen Jason Voorhees wünschen würde, der die Handlung ein bisschen aufpeppt.

Die Frage ist natürlich, was das mit diesen Filmen über messerschwingende Wahnsinnige eigentlich soll. Und eventuell hat damit kein anderer als Alfred Hitchcock angefangen, der Meister des sanften Grusels (so wird er genannt, kann man drüber streiten). 1960 drehte er den Film „Psycho“, inklusive: Einsames Hotel, Wahnsinniger mit Mutterkomplex (um es mal milde zu formulieren), Messer, Dame in der Dusche… der Rest der Handlung ergibt sich.

Im Film ein wahnsinniger Mörder, im echten Leben eher ein Sahneschnittchen: Der Schauspieler Anthony Perkins als Norman Bates.

Und offensichtlich war es dann diese verlockende Kombination „Messer + emotional herausgeforderte Person“, die später viele Nachahmer erhalten hat, von Mike Myers bis Tim Mälzer.

Bleibt zu sagen: Egal, wie sehr sich die Regisseure anstrengen, wie viele Liter Kunstblut verbraucht werden, es gibt doch nichts, was unheimlicher ist als der nächste Vokabeltest.

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Bilder: Wikie Commons