Jedes Jahr zu Weihnachten versammeln sich Familien um einen schön geschmückten Baum und packen Geschenke aus. Doch woher kommen die eigentlich? Nun, den jüngeren Mitgliedern unserer Gesellschaft, sprich Kindern, wird erzählt, dass ein dicker, netter, in rot gekleideter alter Mann mit langem weißen Bart und einem Rentierschlitten sich die Mühe macht, Millionen Kinder das ganze Jahr über zu beobachten und ihnen je nachdem, wie sie sich verhalten, ihre Wunschliste zu erfüllen. Und dieser Weihnachtsmann, der am Nordpol lebt, fliegende Rentiere besitzt und es schafft, innerhalb von einer Nacht Abermillionen Menschen ihre Wünsche zu erfüllen, dieser Weihnachtsmann existiert selbstverständlich nicht. Desillusionierend, ich weiß. Aber wir müssen der harten Wahrheit ins Auge blicken: Der Weihnachtsmann ist letztendlich doch nur eine Erfindung von Coca Cola, nicht wahr? Naja…
Um die Ursprünge der Figur, die wir als Weihnachtsmann kennen, herauszufinden, muss man von seinem aktuellen Wohnort, dem Nordpol, ziemlich weit weg reisen. Das Vorbild für den Weihnachtsmann lebte nämlich in Myra, einer antiken Stadt, die in der heutigen Türkei liegt. Vor etlichen hundert Jahren gab es dort mit einem zeitlichen Abstand von etwa dreihundert Jahren zwei Männer, die beide Nikolaus hießen und beide sehr fromme und überaus hilfsbereite Menschen waren. Mit der Zeit vermischten sich die Geschichten über sie und bildeten die Figur des Heiligen Nikolaus von Myra. Der heilige Nikolaus ist auch heute noch ein wichtiger Heiliger, da die Geschichten über ihn vor allem durch seine Hilfsbereitschaft, Barmherzigkeit und Nächstenliebe ins Auge stechen. Die bekannteste und für den Brauch des Schenkens relevanteste ist hierbei jene, bei der er die drei Töchter eines armen Mannes, der keine Mitgift aufbringen, seine Kinder daher nicht verheiraten konnte und sie deshalb notgedrungen zu Prostituierten machen wollte, vor diesem Schicksal bewahrte, indem er ihnen nachts Goldstücke durchs Fenster warf. Heutzutage finden sich von dieser Geschichte noch immer Elemente in unseren Erzählungen über den Weihnachtsmann wieder: So kommt noch immer nachts ein Fremder, der jungen Menschen Geschenke bringt und diese an ihrem Wohnort hinterlässt. Überhaupt nicht gruselig.
Allerdings ist der Heilige Nikolaus nicht die erste Person, an die wir denken, wenn es um den Weihnachtsmann geht, sondern wird eher mit dem 06.12., dem Nikolaustag, verbunden. Tatsächlich fand an diesem Tag früher auch die Bescherung statt, was heute anders ist. Das haben wir einem ganz bekannten Mann zu verdanken, der uns sowohl im Geschichts- als auch im Religionsunterricht seit Jahrhunderten extremst spannende Stunden beschert: Martin Luther. Er vertrat nämlich die Ansicht, dass der Personenkult um Heilige an sich etwas Verwerfliches wäre und wollte wieder zum „ursprünglichen“ Glauben zurückkehren. Daher ersetzte er die Figur des heiligen Nikolaus durch das Christkind und verschob den Tag des Schenkens von Anfang Dezember auf dessen Ende.
Auf diese Weise kam es dazu, dass wir am 24.12. Weihnachten zelebrieren. Schön und gut, kann man da sagen, aber was hat es jetzt mit dem Weihnachtsmann auf sich? Wir kennen ihn ja weder als heiligen Bischof noch als goldgelocktes Christkind – zumindest in den meisten Regionen der westlichen Welt. In den Niederlanden hielt sich „Sinter Klaas“ und wurde von holländischen Auswanderer:innen nach Amerika exportiert, wo sich sein Name in „Santa Claus“ änderte. Nur für die, die sich fragen, warum der Weihnachtsmann nicht „Christmas Man“ heißt. Im Laufe der Jahre wandelte sich die Vorstellung des Weihnachtsmanns als religiöses Vorbild und wurde immer weltlicher. So legte er im 19. Jahrhundert die traditionelle Bischofsrobe ab und ersetzte sie durch den bekannten roten Mantel.
Beteiligt am Wandel der Sicht auf ihn war z.B. Clement Clark Moore, der in seinem berühmten Gedicht „The Night Before Christmas“ im Jahr 1823 den Weihnachtsmann als dicken Mann mit rauschendem Bart beschreibt, der mit einem Rentierschlitten kommt und sich durch den Kamin Zutritt zum Wohnzimmer des lyrischen Ichs verschafft. Diese Beschreibung ist bereits ziemlich nahe an dem, was wir heutzutage als die Vorstellung seines typischen Besuchs bezeichnen würden. Wie auch immer man auf die Idee kommt, dass ein dicker alter Mann ganz leicht durch einen Kamin rein und vor allem wieder raus kommt; es ist etwas, was sich bis heute gehalten hat.
Kommen wir nun zu dem Getränke-Konzern, der den Weihnachtsmann als Werbefigur zeigte: Die Brauerei White Rocks, die bereits 1923 eine Anzeige mit ihm als Maskottchen schaltete. Und ja, Coca-Cola war nicht die einzige Firma, die auf die Idee kam, mit dieser Figur zu werben. Allerdings ist die Vermarktung durch Coca-Cola die bei weitem erfolgreichste, wenn man bedenkt, dass viele Menschen irrtümlicherweise denken, dieses Unternehmen habe Santa Claus erfunden. Es hat zwar die Popularität Santa Claus‘ maßgeblich vergrößert und auch dafür gesorgt, dass wir eine recht einheitliche Vorstellung vom Weihnachtsmann haben; für die Geschichten und seine Darstellung sind jedoch andere Menschen verantwortlich. Anhand der bereits existierenden Vorlagen und des pensionierten Mitarbeiters Lou Prentiss erstellte Haddon Sundblom 1931 im Auftrag der Coca-Cola Company den weihnachtsmännlichen Weihnachtsmann schlechthin, den Urtyp unseres heutigen Weihnachtsmanns. Die Werbekampagne, für die er dies tat, war ein Erfolg und wird seitdem jedes Jahr von Coca-Cola wiederbelebt.
Pia
Quellen: https://www.ndr.de/geschichte/Wer-ist-der-Weihnachtsmann-und-wer-hat-ihn-erfunden,weihnachtsmann518.html, https://www.lvz.de/familie/regional/woher-kommt-eigentlich-der-weihnachtsmann-XKHIR42WIXYEERDZNJ5KUWCDAY.html, https://www.w-em.com/blog/wer-hat-den-weihnachtsmann-erfunden, https://www.spiegel.de/geschichte/weihnachtsmann-wirklich-eine-erfindung-von-coca-cola-a-1067686.html, https://www.poetryfoundation.org/poems/43171/a-visit-from-st-nicholas