Zwischen Schafen und Schülern: Interview mit Herrn Eckermann

Zwischen Schafen und Schülern: Interview mit Herrn Eckermann

„Er flutet jeden Klassenraum mit Sonnenschein“, rühmt Laudatorin Katharina mit geradezu lyrischen Worten. „Sein Unterricht ist von Witz und Humor geprägt. Er ist berühmt für seine Spitznamen, die er vergibt.“ (zitiert aus: „Zehlendorfer Schüler wählen besten Lehrer“, welt.de, 10.07.2007)

Im Jahr 2007 wurde Herr Eckermann aus genau diesen Gründen von der Schülerschaft unserer Schule zum „Magister Primus“ gewählt, ein Preis, der den Lehrer auszeichnet, der es schafft, die Schüler am erfolgreichsten für seinen Unterricht zu begeistern und zu motivieren. Im Interview unterhalten wir uns unter anderem mit ihm darüber, was einen guten Lehrer ausmacht und welche Hobbies einen neben der Schule auf Trab halten können.

Schülerzeitung: Schön, dass Sie heute da sind, hat ja lange gedauert, bis es geklappt hat.

Eckermann: Ja, Corona-bedingt.

Erstmal würde uns interessieren, wie lange Sie schon Lehrer sind, weil Sie oft erzählen, welche Lehrer Sie schon unterrichtet haben.

Ja, ich bin seit 1994 an dieser Schule, die ersten beiden Jahre Referendarzeit und ab 1994 – Moment ich muss mal kurz nachdenken – Entschuldigung, ich muss mich revidieren, ich bin seit 1992 an dieser Schule und die ersten beiden Jahre als Referendar und ab 1994 dann als Lehrer.

Und welche Lehrer haben Sie da schon unterrichtet?

Also, als Schüler kennengelernt habe ich Herrn Goetz, den hab ich aber nicht selbst unterrichtet, aber im ersten Chemie Grundkurs der Referendarzeit war Herr Fuß. Später habe ich dann Frau Altenhain, Frau Altermann und Herrn Müller unterrichtet; und Herrn Harmsen natürlich, der war im Chemie Leistungskurs.

Wollten Sie schon immer Lehrer werden?

Ich glaube, ich habe irgendwann geschwankt zwischen einem Studium in der Landwirtschaft und dem Lehrerstudium und wenn, dann – dazu kommen wir ja später bestimmt noch, in den Naturwissenschaften.

Und warum ist es dann letztendlich der Lehrerberuf geworden?

Ihr kennt ja ein wenig meine Biographie. Ich bin ja in der DDR groß geworden und ich glaube, da war die Arbeit in der Landwirtschaft ein Stück weit schwerer und nicht so angesehen, so hat mir zumindest mein Vater immer erzählt, der führte eine Genossenschaft. Meine Mutter war Lehrerin, so erklären sich dann wahrscheinlich beide Berufswünsche: Meine Eltern haben mir beide Berufe vorgelebt. Ich bin nicht so besonders traurig, dass es mit der Landwirtschaft nichts wurde. Die Leidenschaft kann man zuhause ja ein bisschen ausleben und mit dem Lehrerberuf bin ich eigentlich sehr zufrieden.

Sie haben gesagt, dass wenn Lehrer, dann in den Naturwissenschaften und Sie haben jetzt Bio/Chemie. Warum gerade das?

Das erklärt auch wieder meine Biographie: Es gab in der DDR die Möglichkeit, Lehrer zu studieren, nur in bestimmten Fachkombinationen, die man nicht frei wählen konnte, oder man musste einen anderen Studienort wählen.

In Potsdam waren zum Beispiel Mathe/Physik oder Bio/Chemie möglich, oder, was eben nicht in Betracht kam, z.B. Deutsch/Geschichte. Ich wollte gern Biologie studieren, insofern habe ich Chemie als Krücke für den Biologiestudienplatz dazu genommen. So habe ich auch sofort einen Studienplatz bekommen und ich glaube, dass ich sehr gut bedient bin mit meinem Beruf. Zu Beginn meiner Schullaufbahn habe ich das Fach Chemie dann lieber unterrichtet als Biologie.

Warum haben Sie die Kombination mit Geschichte nicht gewählt? Woher kommt die Abneigung, die unter Schülern so bekannt ist?

Es ist einfach so: Mein eigener Geschichtsunterricht war nicht besonders spannend und keineswegs von irgendeiner Streitkultur geprägt. Es ging eigentlich immer darum, sehr plakativ gesagt, die führende Rolle der Arbeiterklasse zu begründen. Es war dann irgendwann zäh wie ein Kaugummi und nicht meins. Ich mochte den Anfangsunterricht in Geschichte, in dem es wirklich noch um geschichtliche Hintergründe ging. Zum Schluss hat es mich dann doch genervt.

Sie haben jetzt schon als eins ihrer Hobbys Landwirtschaft erwähnt. Was ist denn Ihr Lieblingshobby?

Man hat mir mal erzählt, ich darf jetzt nicht sagen „Garten“, weil es ja „Gartenarbeit“ heißt. Ich fahre ganz gerne Fahrrad, habe früher viel Handball gespielt. Das geht jetzt mit meinen Knien nicht mehr. Ich habe das eine oder andere Tier. Wir haben Kaninchen und jetzt auch Kameruner Schafe. Wir sind eine Gruppe von engagierten Leuten, die einen Teil eines Landschaftsschutzgebietes ein Stück weit renaturiert haben und nachhaltig bewirtschaften. Allein hätte ich das sonst auch nicht gemacht. . Es gibt noch Bienen, Hühner und Alpakas. Mit denen habe ich nichts zu tun.

Mit meiner Frau gehe ich auch gern paddeln, schwimmen, segeln oder Stand-Up-Paddeln – lauter so gesunde Sachen. Man versucht altersgerecht einfach ein bisschen Sport zu machen, um fit zu bleiben und ansonsten hat man in der Schulzeit auch reichlich zu tun.

Schüler ärgern ist ein wichtiges Hobby!

Eine Frage des Magister Primus Wettbewerbs war: Was würden Sie mit einer Millionen Euro machen?

Wüsste ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Ich meine, das Haus am See habe ich ja schon und eine erste Idee bei dieser Summe ist dann, aufzuhören zu arbeiten. Aber das reizt mich zurzeit wenig. Kürzlich habe ich darüber mit Herrn Gleszinsky geredet -jetzt müsst ihr gucken, wie man Gleszinsky schreibt – herzlichen Glückwunsch –, der ja nun nach seiner Pensionierung wieder an unserer Schule unterrichtet. Er meint auch, es wäre ihm zu früh, jetzt aufzuhören. Von daher kann ich die Frage gar nicht so richtig beantworten. Ihr wisst, ich reise sehr gerne, meine Frau entwickelt immer tolle Ideen. Wir sind sehr froh, dass wir in den letzten beiden Jahren auf Galapagos und in Neuseeland waren, weil Reisen zur Zeit nur bedingt möglich sind. Also dafür würde ich das (meint: das Geld) ein Stück weit einsetzen. Ich habe festgestellt, dass gerade das Reisen den Horizont unheimlich erweitert, weil man fremde Länder und Leute kennenlernt und doch Dinge, die man theoretisch schon mal durchdrungen hat, mitunter anders sieht und anders erlebt und deswegen auch besser wahrnimmt. Spannende Ziele gibt es schon noch: Argentinien, Chile, Nepal… .

Herr Eckermann bei der Preisverleihung zum Magister Primus 2007 (Abbildung ähnlich)

Warum glauben Sie, dass Sie den Preis (Magister Primus) gewonnen haben? Was schätzen Schüler an Ihrem Unterricht?

Ich glaube, ich habe nie vergessen, wie ich als Schüler war und weiß deshalb auch, wann mir Schüler einen vormachen wollen und ich verstehe das auch – denn natürlich muss man als Schüler die Lücke suchen. Und, was ich noch versucht habe beizubehalten, ist, nicht nachtragend zu sein. Sachen, die geklärt sind, versuche ich auch als geklärt zu betrachten und dann ist gut. Außerdem ist es mir wichtig, den Unterricht immer einmal wieder etwas aufzulockern.

Sie hatten ja, wenn Sie in der DDR groß geworden sind, bestimmt auch Russisch, gibt es denn noch andere Sprachen, die Sie gerne sprechen würden?

Ich würde schon gerne andere Sprachen besser sprechen können. Mit meinem Schulenglisch komme ich da nicht weit. Ich habe die Eigenschaft, mich diesbezüglich hinter wissenden Menschen zu verstecken und wenn wir verreisen, überlasse ich diesen Job gerne meiner Frau. Die muss beruflich sehr viel in Englisch korrespondieren und in Französisch und auch Spanisch gelingt es ihr auch sehr gut, uns durch den Urlaub zu lavieren. Mein Vorgehen stärkt natürlich nicht meine Sprachkompetenz. Dies wäre dann doch einmal ein lohnendes Ziel für die Zeit der Pension. Einen längeren Auslandsaufenthalt zu planen, bei dem man dann gezwungen ist, die Sprache wirklich zu sprechen.

Und welche Sprache würden Sie dann konkret nehmen?

Interessieren würde mich dann schon eher Englisch oder vielleicht Spanisch. Vor der französischen Sprache habe ich zu viel Respekt. Ich war mit Schülerinnen und Schülern des Schadow-Gymnasiums schon viermal auf Frankreichaustausch, mehr als jeder Französischlehrer. Zum Glück war ich immer beim Deutschlehrer untergebracht, dass machte das Leben für mich leichter. Toulouse ist eine wunderschöne, spannende Stadt – die Lebensart und Genussfreudigkeit der Franzosen haben mich beeindruckt. Leider sind die Austauschfahrten ein bisschen eingeschlafen.

Vielen Dank für das Interview!

Charlotte und Mark

Bilder: Pixabay und Wikie Commons