In Haus B gibt es ein Geschoss mit Klassenräumen mehr, als wir normalerweise denken würden, das 3. Obergeschoss.
Benutzen dürfen wir diese Etage leider nicht mehr, Brandschutzvorschriften. Dennoch gibt es da noch einiges zu finden. Wir haben uns vor ein paar Wochen mal dort oben umgeschaut und einige lustige Sachen entdeckt.
Der erste Raum an dem man vorbei kommt, ist der ehemalige Mediatorenraum.
Abgesehen von ein bisschen Staub und Dreck sieht dieser Raum eigentlich noch so aus, als ob er in Benutzung wäre. Die ganzen Schränke sind noch eingeräumt und auf den Tischen liegen Brettspiele, Hausaufgaben und (halb)leere Chipstüten herum. Auch auf dem Boden sind mehrere Brettspiele verteilt. Das mitunter kurioseste an dem Raum ist das Loch in der hinteren Wand.
In einer Ecke fanden wir sogar die ehemalige Flagge der Beucke Oberschule, wenn auch etwas zerschlissen.
Einen Raum weiter findet man das Kartenlager des Geografie-Fachbereichs. Um die Geolehrer*innen ein bisschen aufzuheitern, steht in der Ecke ein Skelett mit Schaufensterpuppenkopf und einer pinken Nylonbluse. Irgendwas hat dieser Fachbereich mit Skeletten (sind da Biolehrkräfte unter euch?), im Wandregel findet man einen Skelettarm mit einer Flasche in der Hand.
Am Ende des Ganges der beste Raum: ein altes „Archiv“ mit Dokumenten seit der Gründung unserer Schule. Ob das nun alte Zeugnisse oder Klassenbücher waren, oder doch die Bewerbungsschreiben neuer Lehrer*innen, alles war super interessant sich anzuschauen.
In den Dokumenten aus den Jahren von 1933-1945 fand man überall Hakenkreuzstempel. Auch fanden wir Umstrukturierungspläne für unsere Schule, gemäß den Ideologien der Nazis.
Der Krieg war überall präsent. Wir fanden Listen von Schülern, die für den 1. Weltkrieg eingezogen wurden, oder eine Todesmeldung eines unserer Lehrer, der bei einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg leider verstarb.
Gerade als ich diese Traueranzeige in der Hand hielt, wurde Herr Eckermann vom Sekretariat angerufen. Eine Bombe wurde gefunden und die Schule müsste sofort geräumt werden. Die Ironie der Situation war da. Wir mussten also wohl oder übel den Dachboden verlassen.
Das Ende der Geschichte kennen wir, am Montag fiel für uns alle aufgrund der Bombenentschärfung die Schule aus.
Clara
Dazu noch ein ergänzender Leserbrief von Herrn Klesse:
Liebe „Gottfried“-Redaktion,
vielen Dank für die interessanten Einblicke in die unzugänglichen Bereiche unserer Schule!
Ein kleiner Hinweis zur abgebildeten Flagge (die tatsächlich sehr faszinierend ist!):
Die „Oberrealschule Zehlendorf“ ist nicht die ehemalige Beucke-(Real)Schule, sondern das spätere Schadow-Gymnasium (Haus A), das ursprünglich als „Oberrealschule Zehlendorf“ gegründet wurde ( – wohingegen sich im jetzigen Haus B das „Gymnasium Zehlendorf“ befand). Oberrealschulen führten damals ebenfalls bis zum Abitur (und damit bis zur Studierfähigkeit), allerdings mit so „neumodischem Kram“ wie Englisch, Französisch und Naturwissenschaften – nicht wie an einem „ordentlichen“ Gymnasium mit Latein und Altgriechisch. 🙂
Weiteres hierzu findet sich unter:
– https://denkmaldatenbank.berlin.de/daobj.php?obj_dok_nr=09075685
– https://denkmaldatenbank.berlin.de/daobj.php?obj_dok_nr=09075684
– https://de.m.wikipedia.org/wiki/Oberrealschule
Falls noch Fragen hierzu bestehen, beantworte ich sie sehr gerne!
In jedem Fall viele Grüße, weiterhin viel Erfolg und einen schönen Sommer,
Matthias Klesse