Am Dienstag, dem 08.04.2025 fand an unserer Schule das erste Mal seit Corona wieder der Literaturwettbewerb statt. Gewonnen hat Fiona Franz aus der 10a, die zwei Werke, ein Gedicht und eine Parabel einreichte. Wir haben uns in hervorragender Journalistenmanier an die harte Arbeit gemacht, ein Interview mit ihr zu ergattern. Ein wenig vereinfacht wurde diese schwere Aufgabe dadurch, dass sie ein Mitglied unserer Redaktion und meine Schwester ist. Habt ihr das mitbekommen? MEINE Schwester hat gewonnen! Und ihr nicht. Ihr Loser. Habt ihr überhaupt schon etwas erreicht in eurem Leben?
Nun aber zum Interview.
Redaktion: Erstmal Glückwünsch, Fiona. Wie fühlt sich das an, dieser Titel: Gewinnerin? Besser zu sein als alle anderen? Einfach next level? Überlegen? Ein Übermensch, geradezu?
Fiona: Die Freude darüber wird drastisch dadurch geschmälert, dass meine Schwester und ihre beste Freundin die ganze Zeit auf dieser Scheiße rumhacken, obwohl ich nur gegen vier andere erschienene Menschen angetreten bin.
Redaktion: Aber es waren sieben Einreichungen!
Fiona: Ich war die einzige, die zwei Sachen eingereicht hatte. Schon bisschen verzweifelt und desperate.
Redaktion: Ich finde, man darf deine Leistung ruhig würdigen. Daher kann ich dich auch siezen, dann fühlst du dich vielleicht nicht so minderwertig.
Fiona: Mach das, du Kommunistenhaar.
Redaktion: Okay, jetzt nehmen wir uns mal wieder zusammen, okay? Also. Ich hab mich ja super vorbereitet und ein paar Fragen, die du – Sie, sorry – Sie mir jetzt beantworten können, zusammengesucht. Bereit?
Fiona: Mhm. Ey, du machst da jetzt nicht noch „mhm“ dahin, oder? Dann musst du auch schreiben: (Redaktion kichert)
Redaktion: Sie werden also schon hochmütig. Und wollen mir vorschreiben, was ich zu schreiben und nicht zu schreiben habe. Schonmal was von Pressefreiheit gehört?
Fiona: Okay, ich muss jetzt erstmal richtig nachdenken. Ich darf jetzt nichts Falsches sagen. Ich hoffe du veröffentlichst das nicht, das ist so ein Fiebertraum. Weißt du, du könntest das auch audio-aufschreiben und dann tippen, nicht parallel. Dann kommen wir auch mal zu irgendwas. Ich finds auch schön, dass du dir so viel Mühe gibst, du bist die beste Schwester und Journalistin, die es gibt. Ja, klar, darfst du das aufschreiben. Hahaha. (Schweinegeräusche)
Redaktion: Okay, jetzt bitte ernst, ja.
Fiona: Guck mal, „Okay“, „Okay“, „Okay“. Dreimal okay. Ganz schön einfallslos, was? Kein Wunder, dass du nicht mal was eingereicht hast.
Redaktion: Okay. Ich bemühe mich jetzt um Seriösität. Und bitte Sie, dasselbe zu tun. Fangen wir an mit den Fragen: Was hat Sie dazu motiviert, Ihr Glück zu versuchen?
Fiona: Das ist so eine dumme Frage. Die ist auch so unpersonell, wirklich. Unprofessionel, nicht unpersonell. Doppel-L! Pia, bitte hör auf damit, warum bin ich mit dir verwandt? Das soll ein richtiges Interview werden, nicht, was du da machst! Ich bin noch nicht fertig mit meiner Antwort, ne?
ANTWORT: Durch sehr, sehr viel Bestätigung. Im Deutschunterricht und von meiner Schwester und meinem Vater, den Leuten im Ganztag und meinen Freunden.
Redaktion: Ja, aber du wolltest nicht, dass wir dir ein Go-Fio-Plakat basteln. Egal. Du hast ja mit einem Gedicht über Geschichtsvergessenheit gewonnen. Was hat dich dazu inspiriert, dieses Gedicht zu schreiben und einzureichen?
Fiona: Die Bundestagswahl. Es war direkt am Wahlabend, als die ersten Hochrechnungen bekannt wurden und ich war kurz vorm Pennen, und die Wut und Hilflosigkeit über die Kurzsichtigkeit der Wähler und den Erfolg der AfD, haben so Worte durch meinen Kopf gejagt.
Redaktion: Du erwähntest Hilflosigkeit. Meinst du damit, dass du als junger Mensch, keinen politischen Einfluss hast?
Fiona: Ja. Auch der Frust über Zukunftsängste und dass ich nichts dagegen machen kann. Ich wollte es mir einfach von der Seele schreiben. Das hatte mir meine Psychologin auch empfohlen, es in Schriftform zu packen.
Redaktion: Du hast ja sehr viel Ironie bis Zynismus als Stilmittel verwendet. Why?
Fiona: Das ganze Gedicht ist so ein trotzig gerecktes Kinn. Es spiegelt einfach so bisschen die kindliche Desillusionierung und das Verlieren der Hoffnung in die Menschheit wider.
Redaktion: Es ist also ein sehr aktuelles Gedicht. Würdest du sagen, dass du hier für eine ganze Generation sprichst?
Fiona: Ich sag mal so, ne: Die Umfragewerte der AfD unter jungen Menschen sagen was anderes. Du stellst echt dumme Fragen, ne? Das ergibt alles keinen Sinn. Ist wohl dein erstes Interview, wa?
Redaktion: Ja, du unverschämte Rotzgöre. Deins nicht? Du willst offensichtlich nicht hier sein. Dann machen wir’s halt kurz: zwei Fragen. Wie war es denn, bei der Siegerehrung vor einem derart gigantischen Publikum zu stehen?
Fiona: Du meinst zehn Menschen? Es waren mehr Leute auf der Bühne als im Publikum. Du hast doch gesehen, dass ich knallrot geworden bin. Bisschen entmutigend. Unangenehm.
Redaktion: Warum hast du diesem Gespräch zugestimmt?
Fiona: Weil ich eine famegeile Narzisstin mit Selbstbestätigungsproblemen bin. Bitte schreib hier jetzt hin, dass du das ausnahmsweise dir nicht selber ausgedacht hast, sondern ich das tatsächlich gesagt habe.
Redaktion: Ich schreibe nichts als die Wahrheit. Daher möchte ich jetzt nochmal ganz zum Schluss sagen: Du bist ein toller Mensch und hast absolut zurecht gewonnen.
Fiona: Kann ich noch was zum Abschluss sagen? Ich will nämlich nicht, dass dieses Interview – Interview bitte in Anführungszeichen – so kitschig und speichelleckerisch endet.
Redaktion: Dann gib mir ne andere Botschaft. Willst du noch an irgendwas appellieren oder so?
Fiona: Sind ja richtige Suggestivfragen. Also gut. Schreibt, egal was. Wenn ihr irgendwelche Romantasy-Scheiße schreiben wollt, dann macht es nicht, aber sonst: Parabeln, Gedichte, Romane, Essays, Einkaufslisten, alles ist willkommen und wird euren geistigen Horizont in andere Sphären befördern. Mit nur ganz wenig Drogen. Und reicht eure Werke beim Literaturwettbewerb ein, damit das Publikum nächstes Jahr größer ist, wenn ich gewinne.
Redaktion: Okay. Reicht jetzt? Ich hab Hunger und wir wollten noch einen Herr-der-Ringe-Marathon machen.
Fiona: Ich bin gar nicht so eine Unsympathin, wie du mich jetzt bestimmt geschrieben hast! Vertrau Bruder! Und du bezahlst alle Filme. Alleine. Kein Ausleihen. In HD. Ja, ich weiß, dass du weniger Taschengeld und Handyzeit hast als ich. Ist mir doch egal. Und jetzt bring mir Wasser, du unterentwickelter Feldweg.
Disclaimer: Dieser „Artikel“, durfte nur veröffentlicht werden, weil er frei erfunden war. Meine Schwester hat sich den ganzen Mist selbst ausgedacht, um zu zeigen, dass sie der Klon eines Nerds ist. Bitte nehmt das nur als Satire und nicht als journalistische Arbeit, sonst verklage ich nämlich meine Schwester, und das sehen unsere Eltern gar nicht gern, die müssen schließlich die Gerichtskosten zahlen. (dieser Disclaimer stammt von Fiona)
Pia