Ist mehr Kommunikation bessere Kommunikation?

Ist mehr Kommunikation bessere Kommunikation?

Zwei Essays aus dem Grundkurs Deutsch von Frau Walzer

Wir leben in einer Zeit, in der Brieftauben und Telefone mit Kabeln der Vergangenheit angehören. Die Jüngsten von uns haben zu solchen Dingen gar keinen Bezug mehr. Die digitale Welt breitet sich langsam aus und ergreift von immer mehr Jugendlichen Besitz. Es ist wie ein Virus, welches sich einen neuen Wirt sucht. Dieser hat oft keine Chance sich dagegen zu wehren. Das Umfeld in dem wir leben, beschleunigt den Prozess der Infektion und die daraus resultieren den Folgen. Jugendliche, aber auch Erwachsene definieren sich immer mehr durch ihre Profile bei sozialen Medien, wie Instagram oder Facebook. Es geht nur noch darum, wie viele Follower, Likes und Kommentare du hast; Hast du nichts von alldem, bist du unsichtbar. In einer Zeit, in der es Kommunikation wie Sand am Meer gibt, bleiben jedoch immer mehr Jugendliche unerreichbar. Unerreichbar für natürliche Freude, Glück aber auch Leid. Es ist wie eine fremde Welt in der du dich selber verlieren kannst und verschollen bleibst, wenn es nichts mehr gibt, was dich in der realen Welt hält. Keiner weiß, ob unsere Vorfahren es frühzeitig bemerkt hätten, wenn Jugendliche von Brieftauben in fremde Welten entführt worden wären.

Jonathan

Seit Monaten beeinflusst uns die Pandemie bzw. die daraus resultierenden Maßnahmen in unseren Rechten und Pflichten und rüttelt unser Leben mehr oder weniger durcheinander. Wir haben am Anfang, um das Schlimmste zu verhindern, solidarischen Abstand zueinander gehalten. Das hat, weiß jeder aus eigener Erfahrung, unsere Kommunikation zu der Zeit maßgeblich geändert.
Die Werte der Zoom-Aktie stiegen schneller als die Fallzahlen in den USA und auch Skype und Co. boomten. Und obwohl wir im 21. Jh leben und Technik gewöhnt sind, fiel doch auf, wie anders diese Art des Kommunizierens ist. Doch sind wir überhaupt für diese Art der Kommunikation bereit?
Man will entspannt mit Freunden skypen und man findet immer jemanden mit ‘ner schlechten Internetverbindung. Der Freund bekommt weder mit, was man sagt, noch kann man ihn gescheit hören und ganz zu schweigen von sehen. Die Mimik und Gestik kann man dann auch vergessen, höchstens erraten. Die Unterhaltung wird zu einem „Stop-and-Go“, denn plötzlich kommt einem ein Schwall an Worten entgegen, vom Freund mit der schlechten Internetanbindung. Man könnte für immer weiter darüber lamentieren, doch wenn´s dann mal annähernd klappt, fällt einem doch auch erst auf, wie absurd das eigentlich ist, in einen leeren Computer hineinzusprechen. Könnt man doch nur die Gesichter sehen, aber während man nur kurz daran denkt, drischt der Freund schon wieder auf einen mit seinen Wortschwall ein. Umso erfreuter ist man, dass man die Macht hat – nur ein Klick und alle sind stumm…. gäbe es das doch bloß im echten Leben.
Aber Skypen hat selbstverständlich auch Vorteile: Man kann einfach die Abstände überbrücken, ob diese nun gewollt sind oder nicht, sei mal dahin gestellt. Man muss sich nicht treffen, um sich zu treffen. Man kann mit der Familie aus Australien skypen oder auch einfach nur mit Freunden aus‘m Bezirk.
Videochatten verbindet und ist intuitiv bedienbar. Selbst ältere Menschen können so sehr einfach daran teilhaben und sind nicht überfordert, wie wenn sie eine Nachricht schreiben wollen oder es zumindest versuchen.
Unsere Welt ändert sich ständig und in den letzten Monaten noch mehr.
Videokommunikation verbindet, verbindet jeden – alt und jung. Wir schließen uns schnell an und sind längst für diese Art der Kommunikation bereit, aber uns schließt keiner schnell ans Internet an.

Jan